Samstag, 7. Januar 2012

Josefines Reise

Es wurde immer unruhiger im Gehege. Alle möglichen Perlis wuselten um mich herum, jubelten und lachten. Doch ich konnte mich nicht so richtig freuen.
Es war schon dunkel draußen und die ganzen bunten Lichter von Weihnachten brannten noch. „Josefine, feiere doch mit uns, bald fängt das neue Jahr an, das wird so toll“, hörte ich hinter mir. Doch ich war nicht in Feier-Stimmung. Leise verschwand ich auch meinen Schlafplatz und schlief, trotz des Lärms, schnell ein. Den beginn des neuen Jahres bekam ich gar nicht mehr mir.
Mein Tagesablauf änderte sich auch in den folgenden Tagen kaum. Ich saß meistens am Fenster und wenn nicht, schlief ich.
Doch nach drei Tagen kam der Pfleger zu mir und sagte freudig: „Josefine, es ist soweit, deine neue Familie wartet auf dich.“
Ich war total erstaunt. Mich wollte endlich jemand haben? Nach so langer Zeit? Ich war schon an vielen Ständen und die interessierte sich jemand für mich. Und jetzt wollte mich jemand? Ich konnte es noch gar nicht glauben.
Er packte mich also liebevoll in ein kleines Päckchen, legte Bedienungsanleitung, Ausweis und natürlich Gummibärchen dazu, ich schrie noch schnell ein „tschüss“ zu den anderen und schon war das Päckchen zu.
Jetzt war alles um mich herum dunkel, ich hörte Stimmen, spürte, wie alles schaukelte und dann wurde es kalt.
Nach gefühlten Wochen hörte das Geschaukel auf, doch es blieb kalt und dunkel. Niemand kam, um mich aus meinem Karton zu holen. Ich hatte schon die Sorge, dass mich doch niemand wollte.
Wo ich war wusste ich nicht, aber ich war schon fast ein Eiszapfen. Und dann plötzlich schaukelte es wieder und.... ohhh, es wurde endlich wärmer, dennoch fror ich.
Doch lange dauerte das Schaukeln diesmal nicht und ich hörte, wie ich irgendwo abgestellt wurde. Und dann hörte ich, wie mein Karton endlich geöffnet wurde.
Es dauerte einen Moment, bis ich etwas sah und als ich endlich etwas sehen konnte stand da ein Mann, der mich liebevoll anlächelte. Ich sprang ihm in die Arme und, hach, er war ja so schön warm. Er knuddelte mich liebevoll und erzählte mir von meiner neuen Mama, die noch im Urlaub war. Bis ich kam konnte ich mich aber schon ein wenig einleben und mich natürlich auf sie freuen.
Aber ich war mir in diesem Moment schonmal sicher, dass ich das richtige Zuhause gefunden habe. Das fehlende Puzzleteil in meinem Herzen ist endlich aufgetaucht und hat seinen Platz gefunden.
Und ein paar tage später schloss sie mich überglücklich in ihre Arme, meine neue Mama.
Hier werde ich bleiben, ganz gewiss.